Nach einem kleinen Abstand, der einem etwas vergrösserten Zeilenabstand nahekommt,
folgt der lyrische Text auf das zweite der beiden Sappho-Gedichte in der zweiten Kolumne.
Reste von zwei aufeinander folgenden Kolumnen, die etwas oberhalb der Mitte auf einer
Länge von ca. 2 cm direkten Kontakt miteinander haben und an dieser Stelle ein Interkolumnium
von ca. 1 cm zeigen. Im unteren Bereich sind die Kolumnen durch einen schmalen Riss
im Papyrus voneinander getrennt. Die erste Kolumne ist im oberen Bereich vollständig verloren. Zunächst werden drei
Zeilenenden mit Interkolumnium sichtbar. Es folgen im Abstand von 0 bis 2 Zeilen Reste
von 12 Zeilen, die bis zum Kolumnenende reichen. Rechts ist partiell ein Rand von
bis zu ca. 2 cm, unten ein Rand von bis zu ca. 3 cm erhalten, links ist die Kolumne
unvollständig. Die zweite, mit 21 Zeilen beschriebene Kolumne ist in ihrer ganzen Länge vollständig.
Der obere Rand beträgt ca. 1,5 cm, der untere ca. 3 cm. Links ist im oberen Bereich
bis zum erhaltenen Teil des Interkolumniums Rand sichtbar, rechts sind nur die zweite
und dritte Zeile bis zum Rand erhalten. Die Schrift in dieser Kolumne ist nur bis zur achten Zeile mit derjenigen in der ersten
Kolumne identisch. Hier endet der Sapphotext. Die Zeilen 9 bis 21 dieser Kolumne sind
in einer anderen Schrift mit einem unbekannten lyrischen Text beschrieben. Ein kleines, nach allen Seiten unvollständiges Fragment von 0,5 x 2.0 cm mit fünf
Zeilen dürfte der ersten Kolumne angehören.
Textart
literarisch
Textthema
Dichtung
Schrift
griechisch
Sprache
Griechisch
Inhalt
Zwei Gedichte Sapphos. Das erste Gedicht des Kölner Papyrus hat den Nachruhm der Dichterin
zum Thema. Sie stellt sich vor, dass sie nach dem Tod ebenso geehrt sein wird wie
im Leben. Gedanken an den Tod und der damit verbundenen Ehre (Vv.7-8) sind eingerahmt
von Lebensäusserungen (Vv.6 und 9), die in dem Bild der Harfe spielenden und singenden,
zum Schluss die Muse apostrophierenden Dichterin gipfeln (Vv.10-11). Im zweiten Gedicht
apostrophiert Sappho zunächst die Mädchen ihres Kreises. Dann zählt sie detailliert
die Symptome ihres Alterns auf. Schliesslich tröstet sie sich mit der resignierenden
Feststellung, dass man als Mensch nicht vom Alter verschont bleibt, was sie mit dem
mythologischen Exemplum von der unglücklichen Liebesbeziehung zwischen Eos und Tithonos
belegt.
Bestimmungsort
keine Angabe bekannnt
Bestimmungsgau
keine Angabe bekannnt
Datierung
3. Jh. v. Chr.
Datierung
Die Schrift der ersten Kolumne und der ersten acht Zeilen der zweiten Kolumne, in
der die Sappho-Gedichte geschrieben sind, ist eine Buchschrift des frühen dritten
Jahrhunderts nach Chr. mit "epigraphischen" Buchstabenformen bei Epsilon, Zeta und
Ypsilon und einmal kursivem Omega wie im Timotheos-Papyrus. Ähnlich ist die Schrift
eines bei Turner-Parsons GMAW 52 abgebildeten anonymen Tragödienpapyrus (P.Hib I 4
= TrGF II 625).
Tinte
schwarz
Kolumnenzahl
2
Zeilenzahl
15, 8
Kolumnenhöhe :
12.2 cm
Schriftart
Buchschrift des frühen dritten Jahrhunderts vor Chr. mit "epigraphischen" Buchstabenformen
bei Epsilon, Zeta und Ypsilon und einmal kursivem Omega wie im Timotheos-Papyrus.
Schriftrichtung
parallel zur Faser
Gliederungszeichen
Der Schreiber verwendet elidierende und assimilierende Schreibweise ohne Akzente und
Lesezeichen. Die zweizeiligen Strophen sind durch Paragraphoi voneinander getrennt.
Seitenfolge
Verso unbeschrieben
Editio princeps
Gronewald, M.-Daniel, R., Sappho, in: Kölner Papyri (P. Köln). Band 11, hrsg. von
C. Armoni et al., Paderborn-München-Wien-Zürich, 2007, (Papyrologica Coloniensia. Vol. VII/11) 1-11.
Der Text mit seinen 13 Zeilen ist auf der rechten Seite unvollständig – es fehlt ab
der dritten Zeile durchgehend etwas mehr als die Hälfte der Kolumne in der Breite,
was bis zu ca. 20 Buchstaben entsprechen mag –, während links bei den ersten drei
Zeilen Rand sichtbar ist. Ab der nächsten Zeile (4) scheinen dort zunächst ein Buchstabe,
ab Zeile 10 eher zwei Buchstaben zu fehlen. Unten ist ein Rand von ca. 3 cm erhalten. Der Schrift nach zugehörig ist ein loses, nicht lokalisierbares kleines Fragment von
1,5 x 5,5 cm.
Textart
literarisch
Textthema
Dichtung
Schrift
griechisch
Sprache
Griechisch
Inhalt
Drei Abschnitte heben sich heraus: Zunächst findet sich eine längere Anrede an einen
"Knaben" und "Freund" mit einer Häufung von wenig schmeichelhaften Vokativen (1-3),
später ist vom Licht der Sterne und der feuerglänzenden Sonne die Rede (6–7), schliesslich
wird Orpheus genannt (9), womit das folgende bis zum Ende vereinbar ist, wenn auch
das feminine Partizip (13) zeigt, dass eine Frau handelndes Subjekt ist. Man könnte
vermuten, dass sie wie Orpheus die liebreizende, wohltönende Leier handhabt (11–13).
Bestimmungsort
keine Angabe bekannnt
Bestimmungsgau
keine Angabe bekannnt
Datierung
3. Jh. v. Chr.
Tinte
schwarz
Kolumnenzahl
1
Zeilenzahl
13
Kolumnenhöhe :
12.2 cm
Schriftart
Gegenüber der Schrift der Sappho-Gedichte (P.Köln XI 429) ist diese weniger sorgfältig,
etwas grösser und runder, was besonders am Buchstaben Epsilon deutlich wird, welcher
immer rund ausgeführt ist.
Schriftrichtung
parallel zur Faser
Gliederungszeichen
Koronis, Dikolon
Seitenfolge
Verso unbeschrieben
Editio princeps
Gronewald, M.-Daniel, R., Lyrischer Text (Sappho-Papyrus), in: Kölner Papyri (P. Köln).
Band 11, hrsg. von C. Armoni et al., Paderborn-München-Wien-Zürich, 2007, (Papyrologica Coloniensia. Vol. VII/11) 12-19.